Das Centrum für Translationale Medizin der Medizinischen Klinik I des Marien Hospital Herne – Universitätsklinikum der Ruhr Universität Bochum unter der Leitung von Prof. Dr. Nina Babel, forscht in den Bereichen Immunologie und Transplantation. Ziel ist es, die Behandlung von Patienten mit Nierentransplantaten und geschwächtem Immunsystem weiter zu verbessern. Nun haben die Experten eine Möglichkeit erforscht, wie bei nierentransplantierten Patienten mit unklaren Verschlechterungen der Transplantatfunktion geholfen werden kann.
Diabetes, Bluthochdruck oder entzündliche Erkrankungen können die Niere nachhaltig schädigen und zu einem Nierenversagen führen. Betroffene sind dann auf ein Spenderorgan angewiesen. „Bei Patienten, denen eine Niere transplantiert worden ist, können im Nachgang Komplikationen auftreten. Es kann beispielsweise zu einer akuten Abstoßung des Transplantats durch den eigenen Körper oder aber zu einer virenbedingten Zerstörung von Nierengewebe durch sogenannte BK-Viren kommen“, berichtet Prof. Timm Westhoff, Direktor der Medizinischen Klinik I – Allgemeine Innere, Nephrologie, Gastroenterologie, Pneumologie des Marien Hospital Herne. „Für eine erfolgreiche Behandlung müssen wir genau wissen, um welche der beiden Erkrankungen es sich handelt, um die richtige Therapie wählen zu können. Dies ist insofern wichtig, da die Therapien der beiden Krankheiten komplett gegensätzlich sind. Die richtige Diagnose konnte bisher in vielen Fällen nicht abschließend gestellt werden, da die Krankheitsbilder sich sehr ähneln und auch unter dem Mikroskop kaum zu unterscheiden sind.“
Diagnose unter dem Mikroskop ermöglicht individuelle Therapie
Bei dieser schwierigen Diagnose kann nun ein neues Verfahren helfen, dessen Wirksamkeit das Team des Centrums für Translationale Medizin unter der Leitung von Prof. Nina Babel in einer aktuellen Studie erforscht hat. Einem ersten Patienten ist dies bereits zu Gute gekommen. Dabei wird die Zusammensetzung der sogenannten T-Zellen im Immunsystem des Patienten genauer untersucht. T-Zellen gehören zur Gruppe der weißen Blutkörperchen, die wichtig für die Bekämpfung der Infektionserreger sind. „Für unsere Diagnostik haben wir die T-Zellen aus der Blutprobe und infiziertem Gewebe eines betroffenen Patienten mit speziellen molekular-biologischen Methoden analysiert“, erzählt die Leiterin des Centrum. „Dabei konnten wir feststellen, dass die Zusammensetzung dieser Zellen je nach der Erkrankung variiert. Wir konnten im Gewebe des Patienten vor allem T-Zellen finden, die virusspezifisch sind. Dies deutete darauf hin, dass er unter einer Zerstörung von Nierengewebe durch das Virus litt und nicht unter eine Abstoßung. Diese Erkenntnis ermöglichte uns, die Therapie genau auf dieses Krankheitsbild anzupassen. So konnten wir eine vollständige Beschwerdefreiheit für die Patientin erzielen. Mit Hilfe dieser Methode ist erstmalig eine verbesserte Abgrenzung der beiden Erkrankungen möglich, so dass wir unseren Patienten in Zukunft eine noch besser abgestimmte Therapie bieten können“, so Prof. Westhoff.